Sonntag, 29. Mai 2011

Im Irak droht Camp Ashraf die Zerstörung





Im Irak droht Camp Ashraf die Zerstörung


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Kaum beachtet von der Öffenlichkeit ist im Irak ein Blutbad in einer Flüchtlingssiedlung angerichtet worden. Ohne internationale Hilfe befürchtet der Iranische Widerstandsrat die totale Zerstörung der Siedlung.

Geboren wurde Hanif Kafil vor 28 Jahren in Teheran, gestorben ist der Informatiker im Morgenrauen des 8. April im Irak durch eine Kugel, die ihn in den Hinterkopf traf. Kafil ist das erste Opfer, welches der Überfall irakischer Regierungstruppen auf die Flüchtlingssiedlung Ashraf fordert. Die meisten der dort lebenden 3400 iranischen Volksmudschaheddin werden im Schlaf überrascht. Widerstand können die wehrlosen Menschen nicht leisten, dennoch feuern die Soldaten immer wieder in die Menge. 34 Menschen sterben an diesem Aprilmorgen, mehr als 340 weitere Lagerbewohner werden verletzt. Die Soldaten besetzen die Siedlung.Trotz zahlreicher internationaler Proteste ist Bagdad dabei, Ashraf in ein Gefangenenlager zu verwandeln. Vier Meter hohe Erdwälle wurden aufgeschüttet, Journalisten wie Hilfsorganisationen jeder Zugang verwehrt und eine Evakuierung der Schwerverletzten untersagt.

"Was im Camp Ashraf geschah und geschieht, ist erschütternd. Wir dürfen das nicht tatenlos hinnehmen", warnte gestern General James Jones. Der im November zurückgetretene Sicherheitsberater des US-Präsidenten Barak Obama ist ebenso wie der frühere Nato-Oberkommandierende Wesley Clark in den Pariser Vorort Le Port Marly gekommen, um einem Appell des Iranischen Widerstandsrats ( NWRI), eine Vereinigung aller iranischen Oppositionsgruppen, Nachdruck zu verleihen. Die NRWI-Vorsitzende Mariam Radschawi fordert die USA, die Uno und die EU auf, Ashraf zu schützen und einen sofortigen Abzug der irakischen Truppen durchzusetzen. Die zierliche Frau, die 1993 die Führung der Volksmudschaheddin ( PMOI) übernahm, fürchtet, dass ohne ein Eingreifen der UN den Bewohnern von Ashraf ein Massaker droht oder die mit ihrem sicheren Tod verbundene Deportation in den Iran. Teheran will Ashraf zerstört sehen, seit Saddam Hussein 1986 den mit ihm im ersten Golfkrieg verbündeten Volksmudschaheddin die Ansiedlung in Ashraf gestattete. Dem bewaffneten Kampf gegen die religiöse Diktatur hat die PMOI unter Mariam Radschawi längst abgeschworen.

Nach dem Sieg der US-Armee im Irak ließen sich die Bewohner des mittlerweile zur Stadt ausgebauten Camp Ashraf entwaffnen und standen fortan im Rahmen der 4. Genfer Flüchtlingskonvention unter dem Schutz der US-Truppen. Im Januar 2009 übergaben die USA die Hoheit über Ashraf der irakischen Regierung. Bagdad verpflichtete sich im Gegenzug zwar dazu, die Sicherheit der Siedlung zu garantieren. Aber Iraks Regierungschef Maliki, hat nie einen Hehl aus seiner Absicht gemacht, Ashraf auflösen zu wollen.

Als der Appell des NWRI in Port Marly verlesen wird, ist auch Hanif Kafils Mutter Shayesteh da. 1983 flüchtete sie mit ihrem damals zwei Monate alten Sohn nach Ashraf, nachdem ihr Mann in Teheran hingerichtet worden war. Shayesteh würde gerne zurück nach Ashraf. Aber sie hat wenig Hoffnung: "In zwei Monaten verlassen die letzten US-Soldaten den Irak. Dann werden die Iraker Ashraf zerstören."

www.swp.de

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