Montag, 31. Mai 2010

iranischen Filmemacher Daryush Shokof verschwunden


Daryush Shokof, Exiliranischer Regisseur, wurde zuletzt in Köln gesehen, seine zum Teil politischen Filme könnten ihm in diese Lage gebracht haben


Iranischer Regisseur spurlos verschwunden



Autor: Hans-Georg Rodek

In iranischen Exilkreisen in Deutschland wächst die Besorgnis um den Filmemacher, Maler und Philosophen Daryush Shokof. Der 55-Jährige wurde zuletzt am Montag im Kölner Hauptbahnhof gesehen, wo er einen Zug nach Paris besteigen wollte. Dort scheint er jedoch niemals angekommen zu sein - zumindest hat er keinen seiner Termine in der französischen Hauptstadt wahrgenommen. Weder seine Frau, die Schauspielerin Taies Farzan, noch seine Freunde haben seit fünf Tagen ein Lebenszeichen von ihm erhalten.

Shokof verließ das Persien des Schahs, um in den Vereinigten Staaten zu studieren und kehrte in den Iran der Mullahs nicht zurück. Seit 1985 lebt und arbeitet er in Deutschland und ist einer der lautstärksten Kritiker der Islamischen Republik geworden. Vor fünf Jahren führte er einen siebentägigen Hungerstreik vor dem Hauptquartier der Grünen in Berlin durch, um Freiheit und Gerechtigkeit in seinem Heimatland zu fordern. Im vergangenen Juni startete er einen weiteren viertägigen Hungerstreik vor der russischen Botschaft in Berlin - zuvor hatte der russische Präsident Medwedew als erster Staatsmann das amtliche Resultat der gefälschten Präsidentenwahlen im Iran anerkannt.

Shokof gehört zu dem radikalen Teil der exiliranischen Opposition, der jeglichen Kontakt mit dem Regime in Teheran ablehnt. In einem offenen Brief an die Berlinale kritisierte er deren Einladung an iranische Filme, die mit der offiziellen Erlaubnis der Machthaber zu dem Festival reisen dürfen, den gleichen Vorwurf richtet er an Cannes. Jede solche Einladung sei "politisch" und nicht "kulturell" (wie die Festivals argumentieren), weil sie von dem Regime daheim und im Ausland dazu benutzt würden, sein Ansehen zu stärken.

Auch seine eigenen Filme haben sich zunehmend politisiert. Sein erster Spielfilm "Seven Servants" - mit Anthony Quinn in einer seiner letzten Rollen - war noch Ausdruck des "Maximalismus", einer Philosophie, welche alle kreativen Energien zum Zweck einer vereinigten Menschheit einsetzt. "Breathful", entstanden vor drei Jahren in Berlin, ist eine Gangsterkomödie mit einem wichtigen Unterschied: Sämtliche Rollen werden von Frauen gespielt. Frauen, schrieb Shokof damit den Mullahs ins Stammbuch, können sich auch in Männerdomänen wie dem Gangsterfilm behaupten.

Sein neuester Film "Iran Zendan" (wörtlich: "Iran Gefängnis") erlebte die Uraufführung erst vor drei Wochen im Berliner Babylon-Kino. Er handelt von den Protesten gegen die Wahlergebnisse und folgt den Verhafteten in die Folterkammern des Systems.

Iranische Filmregisseure stehen seit der Wahlfälschung an der Spitze der protestierenden Kunstschaffenden. Das iranische Kino produziert jedes Jahr ungefähr so viele Filme wie das deutsche (zwischen 100 und 150) und ist ein wichtiger kultureller Faktor. Erst am Dienstag war der Regisseur Jafar Panahi nach achtwöchiger Haft in Teheran freigelassen worden.

Quelle: welt.de

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