Sonntag, 11. März 2012

Frau Süßmuth: Wir brauchen Taten

Frau Süßmuth: Wir brauchen Taten


Liebe Engagierte, liebe Freunde, liebe Unterstützer und Unterstützerinnen,
heute kann ich ganz schlecht sprechen. Ich möchte Ihnen auch sagen, warum: weil ich ungemein bedrückt bin. Bedrückt - in den letzten Tagen versehen mit fürchterlicher Angst. Was wird bei dem nächsten Transport passieren oder hoffentlich nicht passieren? Man war stündlich mit den Verhandelnden fast verbunden, obwohl man weit entfernt ist, und hat gedacht: Hoffentlich passiert nichts. Und ich komme nicht umhin zu sagen: Die Lage ist, das haben schon mehrere vor mir gesagt, hoch angespannt und brisant. Wir brauchen noch viel mehr Unterstützung und Öffentlichkeit, als wir bisher haben.

Dazu möchte ich Sie auffordern. Ich merke Ihnen an, Sie sind viel energiegeladener als ich heute. Ich bin ja heute morgen hierher gekommen und muss Ihnen sagen: Dies ist ein Ort des Schutzes, der Ermutigung, der Hilfe für Menschen in Not, für Bedrängte. Und heute morgen ging es um die Obdachlosen in Berlin, heute abend um die schwer Bedrängten in Ashraf. Und ich füge hinzu: Nach dem, was wir gerade wieder von Frau Rajavi gehört haben, wissen wir alle, wie es um die Frauenrechte der Frauen im Iran bestellt ist: grauenvoll! Die Art der Verfolgung, der Folterung, so dass wir am Tag vor dem Frauentag nur sagen können: Was sie sowohl im Iran als auch ganz besonders in Ashraf durchgestanden haben, da sollten wir einen Augenblick ganz still werden, mit ihren Kindern und ihren Männern, soweit sie dort waren.


Das Problem, an dem wir gegenwärtig gemeinsam arbeiten, hätte verhindert werden können. Verhindert werden können, wenn man sich nicht eingelassen hätte auf die Verlagerung, auf die Auflösung des Camps. Das ist nun aber passiert. Und ich muss Ihnen sagen: Dank all jenen, die in USA und außerhalb USA, Botschafter hat es eben schon gesagt, sich mit allen Kräften einsetzen, dass das, was europäisches Gerichtsurteil ist, auch in Amerika Platz greift, dass endlich diese Menschen von der schwarzen Liste verschwinden, ich muss sagen: von der „Terrorliste“ verschwinden, denn so werden sie im Iran behandelt - als Freiwild, und der Irak ist nicht weit davon entfernt. Und deswegen ist es so dringlich - nicht erst, nachdem Camp Ashraf aufgelöst ist und die Menschen in Liberty sind, sondern sofort! Es gibt keinen Grund zum Aufschub.
Sie haben eben an den Punkten von Frau Rajavi gehört: Das ist europäisches, internationales Menschenrechtsdenken. Wir brauchen ja oft sehr lange, bis wir den Menschen anderer Kulturen zubilligen, dass sie das genauso sehen wie wir: dass Unterdrückung, Misshandlung, Folter, Mord als unerträglich empfunden werden. Da frage ich mich nur: Warum sind wir immer noch nicht weiter? Und da bitte ich gerade unsere Frauen: Es genügt nicht, dass wir unsere Rechte bekommen, wir müssen auch für die Rechte der anderen eintreten. Sie resultieren aus der unantastbaren Menschenwürde, das wurde hier schon gesagt. Und nun kommt es aus meiner Sicht darauf an, diese Menschen so schnell wie möglich aus diesen Gefährdungen und Gefahrenzonen herauszuholen, denn Camp Liberty ist allenfalls eine ganz kurze Zwischenunterkunft. Wir brauchen die Aufnahmebereitschaft der Länder. Und nicht schöne Worte, sondern Taten!
Ich füge nur noch einen Satz hinzu. In den nächsten Wochen kommt es ganz entscheidend auf uns an. Helfen Sie uns, dass wir durchdringen, viele Menschen erreichen, denn nach wie vor ist es so: Ashraf ist immer noch ein Fremdwort, auch in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik. Helfen Sie uns! Danke.

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