18.12.2009
Internet-Attacke
"Iranian Cyber Army" hackt Twitter-Website
Hamburg - Der Dienst Twitter selbst war nach ersten Angaben der Betreiber nicht von der Attacke betroffen - einem aktuellen Eintrag im Unternehmensblog zufolge wurden die DNS-Eintragungen von Twitter.com vorübergehend geändert. Das bedeutet, dass alle Anfragen, die für Twitter.com bestimmt waren, auf eine andere Seite umgelenkt wurden. Die internen Datenbanken und Mechanismen des Dienstes sollten von einer derartigen Attacke allerdings unberührt bleiben. Dementsprechend funktionierte Twitter weiter - wenn man nicht über die Startseite auf das Angebot zugriff, sondern über eine der inzwischen zahlreichen Twitter-Anwendungen für Rechner, Browser oder Telefon. Dem Fachdienst "eWeek" zufolge war die Seite nach etwa einer Stunde wieder erreichbar.
"Was für ein blaues Auge"
Auf der IT-Website Heise.de wird spekuliert, ein Twitter-Administrator könnte einer Phishing-Attacke zum Opfer gefallen sein. Mit seinen Logindaten hätten die Angreifer dann die DNS-Daten beim Website-Registrar ändern und so Besucher der Seite umleiten können. Die für den Internet-Adressraum zuständige Organisation Icann habe bereits im vergangenen Jahr vor derartigen Versuchen gewarnt, an Zugangsdaten für die Sites von WWW-Registraren zu kommen.
Twitter hatte im zurückliegenden Jahr immer wieder mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen. Im Januar etwa wurden diverse Accounts von Prominenten übernommen und über sie unsinnige oder beleidigende Nachrichten verbreitet. Auch hier war ein Hacker am Werk gewesen. Damals wie heute erntete der vor allem in den USA inzwischen extrem populäre Dienst heftige Kritik von seinen Intensivnutzern. Unter der Überschrift "Was für ein blaues Auge" rechnet etwa Tech-Blogger Ben Parr bei "Mashable" heute mit Twitter ab: "Das hier ist für eine der 20 weltweit meistbesuchten Websites inakzeptabel", so Parr. Jemand werde für den Hack geradestehen müssen, Twitter müsse sicherstellen, "dass so etwas nie mehr geschehen kann".
Im inneriranischen Konflikt nach der umstrittenen Wiederwahl von Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten des Landes hatte Twitter eine maßgebliche Rolle gespielt. Die Protestbewegung wurde zum Teil über die Plattform koordiniert, Nachrichten, Bilder und Links zu Videos von Demonstrationen und Gewalttaten wurden über Twitter in die Welt getragen. In den gestern vom Unternehmen selbst veröffentlichten meistgenutzen Begriffen in Tweets im Jahr 2009 steht #iranelection, das Sammelthema der Protestbewegung, ganz oben.
Aus Iran gab es auch Berichte, dass Menschen, die bei Demonstrationen ihr Handy in die Höhe halten, um zu filmen oder zu fotografieren, Schläge der Ahmadinedschad-treuen Milizen riskierten. Es gab auch glaubhafte Gerüchte, iranische Sicherheitsbehörden hätten selbst Twitter-Accounts angelegt, um gezielt Propaganda und Desinformation unter den Protestierenden zu verbreiten.
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